Barbies, Matchboxautos und Figuren aus Plastik sucht man in anthroposophischen Kindereinrichtungen vergeblich. Nach der Philosophie des Esoterikers Rudolf Steiner wäre solches Spielzeug auch kaum dazu in der Lage, die Fantasie und das freie Spiel des Kindes anzuregen. Stattdessen setzt die Waldorfpädagogik auf Materialien aus der Natur, runde Formenspiele und gedämpfte Farben.
Tannenzapfen können vieles sein: Sie eignen sich als Puppen im Rollenspiel, als Einkaufsgüter im Kaufmannsladen, als Bäume in einem Theaterstück oder einfach nur als Dekorationsobjekte auf der Fensterbank. Gleiches gilt für Steine, Blätter, Wollfäden, Tücher, Muscheln oder auch Äste. Die Natur bietet, nach Ansicht der Anthroposophen, eine schier unendliche Vielfalt an potentiellem Spielmaterial, das durch Form, Geruch und Beschaffenheit die Sinne anregt. Ein getrocknetes Herbstblatt knistert nicht nur in den Händen, sondern riecht auch nach Erde und Laub. Ein Stein ist kalt und kann entweder eine schroffe oder glatte Oberfläche haben. An der Schale einer Kastanie können schnell die Finger wund gepiekt werden – ist sie jedoch einmal geöffnet, enthüllt sie ihr samtweiches Inneres.
So ursprünglich wie möglich
In vielen Waldorf-Einrichtungen werden die gesammelten Naturmaterialien in geflochtenen Körben aufbewahrt. Die Möbel sind aus massivem, weitestgehend unbehandeltem Naturholz – ihre Kanten sind meist kinderfreundlich abgerundet. Gleiches gilt für Bauklötze, die geschwungene und sehr individuelle Formen haben können. Hier kommt der Grundsatz zum Tragen, dass gestaltetes Spielzeug so ursprünglich wie möglich sein sollte – schließlich folgen auch natürliche Holzstücke keinem exakten geometrischen Muster. Außerdem soll die Formenvielfalt dazu dienen, dem Spiel des Kindes so viel Offenheit wie möglich zu gewähren.
Puppen ohne Gesichter
Figuren und Puppen, die im Sinne der Waldorfpädagogik gestaltet sind, haben keine ausgeprägten Gesichtszüge. Manchmal fehlen Augen, Nase und Mund sogar komplett. Das mag für Anhänger konventioneller Puppen und Plüschtiere, die oft große Knopfaugen und Stupsnasen haben, bizarr anmuten. Anthroposophen argumentieren auch hier mit der Ermöglichung eines möglichst freien Spiels. Je zurückhaltender die Mimikgestaltung und damit auch die Vorgabe der Emotionen bei einer Puppe – so die Annahme – desto größer ist auch der Fantasieraum. Letztlich soll das Kind möglichst frei und ohne viele äußere gestalterische Eingriffe entscheiden, welchen Zweck das Spielzeug bekommt. Eine Puppe aus Wolle oder Holz, deren Gesicht neutral gestaltet ist, also zum Beispiel ohne lachenden Mund, kann also je nach Spielsituation und Kontext mit unterschiedlichen Emotionen aufgeladen werden.
Jahreszeiten und Feste
Klar strukturierte Tagesabläufe und Jahreszeiten-Feste bilden einen wichtigen Grundpfeiler in der Waldorfpädagogik. Die Vorgänge in der Natur werden nicht nur durch das Spielen mit Naturmaterialien erlebbar gemacht, sondern auch durch das Erzählen von Geschichten, Märchen und Reimen, die in christlicher Tradition stehen. Manche Feste werden aufwändig über Wochen vorbereitet. Die Kinder sammeln Naturmaterialien, basteln, malen und dekorieren die Räumlichkeiten. Am eigentlich Festtag gibt es oft ein besonderes Essen und Aufführungen, die thematisch zur jeweiligen Jahreszeit passen.
Eine Antwort auf “Waldorfspielzeug – mit allen Sinnen die Welt entdecken”
Gerald Bacher
Ich finde das Konzept „Zurück zum Ursprung“ vollkommen richtig, denn heutzutage werden Kinder mit Sinneseindrücken komplett überfordert. Alles muss „Action“ machen und laut sein. :/ Das mit den Puppen ohne ausgeprägte Gesichtszüge leuchtet mir allerdings weniger ein. Da sehe ich keinen wirklichen Sinn dahinter!? Vielmehr beeindruckt mich, dass auf natürliche Materialien (unbehandelt) zurückgegriffen wird! Das ist meiner Meinung nach extrem wichtig und gut für die Kinder! Ein wirklich toller Artikel, vielen Dank für die zusammenfassende Info!
Das Wort „Nachhaltigkeit“ ist in aller Munde – auch wenn es um den von uns verarbeiteten Rohstoff Holz geht. Doch damit ein Holzprodukt wirklich nachhaltig ist, muss es aus einem funktionierenden Ökosystem stammen und strengen Auflagen standhalten.
Jungs spielen gerne mit Baggern, Actionhelden und Rittern; Mädchen mit Puppen, Prinzessinnen und knopfäugigen Kuscheltieren. So lautet das Klischee. Die Spielzeugindustrie erhebt das Klischee allerdings zur Wirklichkeitsnorm und betreibt gezieltes Gendermarketing. Das kann dramatische Folgen für die Kinder haben. Doch gibt es genderneutrales Spielzeug überhaupt?
Ja, wie ist das eigentlich mit dem gesunden Spielzeug? Sind Spielsachen aus Holz wirklich besser und gesünder für ihre Kinder? Was bedeutet Bio und Öko im Spielzeug-Regal? Spurensuche im Produktionsdschungel…
Waldorfspielzeug – mit allen Sinnen die Welt entdecken
Tannenzapfen können vieles sein: Sie eignen sich als Puppen im Rollenspiel, als Einkaufsgüter im Kaufmannsladen, als Bäume in einem Theaterstück oder einfach nur als Dekorationsobjekte auf der Fensterbank. Gleiches gilt für Steine, Blätter, Wollfäden, Tücher, Muscheln oder auch Äste. Die Natur bietet, nach Ansicht der Anthroposophen, eine schier unendliche Vielfalt an potentiellem Spielmaterial, das durch Form, Geruch und Beschaffenheit die Sinne anregt. Ein getrocknetes Herbstblatt knistert nicht nur in den Händen, sondern riecht auch nach Erde und Laub. Ein Stein ist kalt und kann entweder eine schroffe oder glatte Oberfläche haben. An der Schale einer Kastanie können schnell die Finger wund gepiekt werden – ist sie jedoch einmal geöffnet, enthüllt sie ihr samtweiches Inneres.
So ursprünglich wie möglich
In vielen Waldorf-Einrichtungen werden die gesammelten Naturmaterialien in geflochtenen Körben aufbewahrt. Die Möbel sind aus massivem, weitestgehend unbehandeltem Naturholz – ihre Kanten sind meist kinderfreundlich abgerundet. Gleiches gilt für Bauklötze, die geschwungene und sehr individuelle Formen haben können. Hier kommt der Grundsatz zum Tragen, dass gestaltetes Spielzeug so ursprünglich wie möglich sein sollte – schließlich folgen auch natürliche Holzstücke keinem exakten geometrischen Muster. Außerdem soll die Formenvielfalt dazu dienen, dem Spiel des Kindes so viel Offenheit wie möglich zu gewähren.
Puppen ohne Gesichter
Figuren und Puppen, die im Sinne der Waldorfpädagogik gestaltet sind, haben keine ausgeprägten Gesichtszüge. Manchmal fehlen Augen, Nase und Mund sogar komplett. Das mag für Anhänger konventioneller Puppen und Plüschtiere, die oft große Knopfaugen und Stupsnasen haben, bizarr anmuten. Anthroposophen argumentieren auch hier mit der Ermöglichung eines möglichst freien Spiels. Je zurückhaltender die Mimikgestaltung und damit auch die Vorgabe der Emotionen bei einer Puppe – so die Annahme – desto größer ist auch der Fantasieraum. Letztlich soll das Kind möglichst frei und ohne viele äußere gestalterische Eingriffe entscheiden, welchen Zweck das Spielzeug bekommt. Eine Puppe aus Wolle oder Holz, deren Gesicht neutral gestaltet ist, also zum Beispiel ohne lachenden Mund, kann also je nach Spielsituation und Kontext mit unterschiedlichen Emotionen aufgeladen werden.
Jahreszeiten und Feste
Klar strukturierte Tagesabläufe und Jahreszeiten-Feste bilden einen wichtigen Grundpfeiler in der Waldorfpädagogik. Die Vorgänge in der Natur werden nicht nur durch das Spielen mit Naturmaterialien erlebbar gemacht, sondern auch durch das Erzählen von Geschichten, Märchen und Reimen, die in christlicher Tradition stehen. Manche Feste werden aufwändig über Wochen vorbereitet. Die Kinder sammeln Naturmaterialien, basteln, malen und dekorieren die Räumlichkeiten. Am eigentlich Festtag gibt es oft ein besonderes Essen und Aufführungen, die thematisch zur jeweiligen Jahreszeit passen.
Von unserer Autorin Karolin Korthase
Eine Antwort auf “Waldorfspielzeug – mit allen Sinnen die Welt entdecken”
Gerald Bacher
Ich finde das Konzept „Zurück zum Ursprung“ vollkommen richtig, denn heutzutage werden Kinder mit Sinneseindrücken komplett überfordert. Alles muss „Action“ machen und laut sein. :/ Das mit den Puppen ohne ausgeprägte Gesichtszüge leuchtet mir allerdings weniger ein. Da sehe ich keinen wirklichen Sinn dahinter!? Vielmehr beeindruckt mich, dass auf natürliche Materialien (unbehandelt) zurückgegriffen wird! Das ist meiner Meinung nach extrem wichtig und gut für die Kinder! Ein wirklich toller Artikel, vielen Dank für die zusammenfassende Info!
Beste Grüße,
Gerald Bacher
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